Vonovia! Keine Behinderung der Mieterorganisationen! Keine Gängelung der Konzernkritik! 

Die Plattform kritischer Immobilienaktionär*innen hat in einer Protestnote den Vonovia-Vorstandsvorsitzenden Rolf Buch aufgefordert, ihre  Behinderung von Mieterorganisationen und ihre Einschüchterungsversuche gegenüber KonzernkritikerInnen einzustellen. Ein Tochterunternehmen der Vonovia hatte zuvor in einem Schreiben an den MieterInnenverein Witten angekündigt, die rechtliche Korrespondenz mit ihrem Sprecher Knut Unger abzubrechen, da dieser in einem Interview schwere Vorwürfe gegen die Abrechnungspraxis des Konzerns erhoben hatte. Unger ist zugleich Mitglied unserer Plattform. Mit seiner Belegeinsicht für Mitglieder des MieterInnenvereisn versucht er ebenso Licht in den Dschungel der Betriebs- und Modernisierungsgeschäfte zu bringen wie mit seinen Anfragen in den Aktionärsversammlungen.

An die
Vonovia SE
– Herrn Rolf Buch –
Universitätsstraße 133
44803 Bochum

17.12.2019

ÖFFENTLICHE PROTESTNOTE
Keine Behinderung der Mieterorganisationen!
Keine Gängelung der Konzernkritik! 

Sehr geehrter Herr Buch!

Mit Schreiben vom 6.12.2019 hat die „Vonovia Immobilienservice GmbH“ dem Vorstand des MieterInnenvereins Witten mitgeteilt, keine rechtliche Korrespondenz mehr mit dem Sprecher der Organisation, Knut Unger, zu führen. Zugleich hat sie strafrechtliche Konsequenzen zu Aussagen Ungers in der Öffentlichkeit angedroht. Der Mietervertreter Unger ist zugleich auch Mitglied der Plattform kritischer Immobilienaktion*innen. Wir, kritische Aktionär*innen der Vonovia und Aktive in Mieterinitiativen, sehen in diesem Schreiben den untauglichen Versuch, einen Mieterorganisator und bundesweit aktiven Kritiker des Vonovia-Konzerns einzuschüchtern und die Prüfung der Mieten und Nebenkosten  des Konzerns zu behindern.

Als Mietervereins-Sekretär vertritt der Herr Unger die Interessen von Vonovia-MieterInnen, die Mitglieder der Organisation sind, auch im außergerichtlichen Schriftverkehr. Zurzeit ist er unter anderem damit beschäftigt, für Wittener Vonovia-MieterInnen Einsicht in die umfangreichen Belege zu nehmen, mit denen die Vonovia ihre Mieterhöhungen nach Modernisierung begründet. Da sich die Vonovia weigerte, die Belege zu übersenden, ist er gezwungen, die Nachweise in der Bochumer Zentrale des Konzerns einzusehen. Bei der noch nicht abgeschlossenen Prüfung hat er festgestellt, dass die Vonovia für viele Kostenpositionen nur konzerninterne Abrechnungen und Kalkulationen vorlegt, nicht aber Belege über die tatsächlichen Kosten der ausführenden Subunternehmen, Lieferanten und angestellten Personen. Auf diesem Wege kann die Vonovia mit der Umlage selbst definierter Bau- und Nebenkosten auf die Mieter erhebliche Gewinne machen, was mietrechtlich eigentlich nicht vorgesehen ist.

Der Vonovia-Geschäftsbericht stellt das Ergebnis der konzerninternen Serviceleistungen im Rahmen der Berichtserstattung über das Segment „Value Add“ dar. Laut dem letzten 9-Monatsbericht der Vonovia betrug das Ergebnis dieses Segmentes (EBITDA) 117,5 Mio. Euro und lag damit mehr als 20 Prozent über dem Vorjahresergebnis. Anhand der Vonovia-Angaben zu den Umsätzen schätzen den konzerninternen Anteil dieses Ergebnisses auf über 99 %.  Laut Antworten des Vonovia-Vorstands auf unser Fragen bei der letzten Aktionärsversammlung erwirtschaftete die Vonovia Modernisierungs GmbH im Jahr 2018 ein Ergebnis von 38,9 Mio. Euro.

Über die Zwischenergebnisse der Belegprüfung hat Unger auch die Öffentlichkeit informiert, auch außerhalb Wittens, so in einem Interview mit dem Freiburger „Radio Dreyeckland“. Aufgrund seiner Erfahrungen kommt er zu dem Schluss, dass sich die Vonovia gegen die vollständige Prüfung der Abrechnungen abschirmt, um die in den Umlagen enthaltenen Gewinne und unnötigen Aufwendungen zu verbergen. Derartige Schlussfolgerung entsprechen den Erfahrungen zahlreicher Vonovia-MieterInnen im ganzen Bundesgebiet.

Wir werden nicht zulassen, dass die Vonovia die Arbeit der Mieterorganisationen behindert und öffentliche Kritik kriminalisiert!

Wir fordern die Vonovia auf:

  • Unterlassen Sie Ihre Drohgebärden und Einschüchterungsversuche gegenüber MieterInnen und ihren Organisationen!
  • Senden Sie dem MieterInnenverein Witten und allen anderen MieterInnen, die das verlangen, umgehend die Daten der kompletten Belege der tatsächlichen, externen Aufwendungen des Konzerns für Modernisierungen und Betriebskosten unentgeltlich zu! Gewähren Sie den Mieterorganisationen Einsicht in die originalen Verträge und Datensätze!
  • Stellen Sie alle Versuche ein, mit konzerninternen Abrechnungen umlagefähiger Kosten zusätzliche Gewinne zu erwirtschaften und so die Wohnkosten noch mehr anzutreiben!


Plattform kritischer Immobilienaktionär*innen

ErstunterzeichnerInnen: Susanne Heeg, Frankfurt – Karlheinz Paskuda, Mannheim – Günter Wolff, Mieterinitiative Hamburg-Steilshoop – Sebastian Schipper, Frankfurt am Main – Thomas Fritz, Attac (AG De-Privatisierung)      

siehe auch:

DEUTSCHER MIETERBUND: Vonovia muss tatsächliche Betriebs- und Modernisierungskosten offenlegen und belegen -Vollständige Transparenz notwendig – Behinderung effektiver Mietervereinsarbeit völlig unakzeptabel

Interview mit radio dreyeckland: „Es ist nicht zu vertreten, dass es solche börsennotierten Vermietungskonzerne überhaupt gibt.“