Korruptions- & Betrugsverdacht bei Vonovia: Mieterorganisationen fordern Transparenz
Für Mieterorganisationen kommen die staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Vonovia-Mitarbeiter nicht überraschend. Seit vielen Jahren kritisieren sie, dass die Modernisierungs- und Betriebskostenabrechnungen der Vonovia nicht richtig belegt werden, dass die Vonovia nur selbstgestrickte Rechnungen und Zahlungsnachweise vorlegt, dass zum Teil nur „Phantomleistungen“ erbracht wurden. Die Plattform kritischer Immobilienaktionär*innen wird das Thema auch bei der kommenden Hauptversammlung der Vonovia aufgreifen.
Der Deutsche Mieterbund hat in einer Stellungnahme darauf hingewiesen:
„DMB-Mietervereine bemängeln seit Jahren die Intransparenz bei der Umlage von Betriebskosten durch Vonovia und die Umlage von Kosten auf Mieterinnen und Mietern für Arbeiten, die nie stattfanden. Der Deutsche Mieterbund erwartet, dass die Konzernspitze den möglicherweise kriminellen Machenschaften in den eigenen Reihen entschlossen entgegentritt, über entstandene und auf Mieterinnen und Mieter in der Vergangenheit umgelegte Kosten umfassend Rechenschaft ablegt und zu Unrecht umgelegte Kosten zügig erstattet. Zudem muss Vonovia bei der Umlage von Kosten endlich transparent und in einer prüffähigen Form handeln, eine Forderung, die der Deutsche Mieterbund und seine Mietervereine seit Jahren an den Konzern richten, bislang leider erfolglos.“
Zu den Mietervereinen, die die Offenlegung der tatsächichen Kosten seit Jahren vergeblich fordern, gehört der MieterInnenverein Witten. In einer Stellungnahme heißt es:
„Seit vielen Jahren fordern wir vergeblich, dass uns die Vonovia ihre tatsächlichen Kosten als Konzernvermieterin offenlegt. Aber anstatt uns die Rechnungen, Verträge und Zahlungsnachweise zu den ausführenden Firmen oder Beschäftigten vorzulegen, speist sie uns mit Bergen nicht prüffähiger Papiere an, die ganz überwiegend aus konzerninterner Produktion stammen und beliebig manipulierbar sind. Die mieterhöhungswirksamen Abrechnungen der Modernisierungskosten stammen fast vollständig von der konzernbeherrschten Vonovia Engineering GmbH, für die uns nicht einmal eine wirksame Beauftragung der jeweiligen Grundstückgesellschaft vorliegt. Es werden uns keine Bauabnahmen belegt und keine Zahlungsnachweise auf die in den Rechnungen angegebenen Konten vorgelegt. Es werden auch keine prüffähigen Architektenabrechnungen präsentiert, obwohl für Baunebenkosten erhebliche Honorare verlangt werden. Viele der „Verträge“, die uns für den Beleg der angeblichen Betriebs- und Heizkosten übersandt wurden, sind nicht legitimiert, unvollständig und enthalten unwirksame Klauseln. Die konzerninternen Verträge für Gartenpflege oder Hauswartleistungen enthalten keine prüffähigen, aussagekräftigen Leistungsbeschreibungen. Überdies verweigert die Vonovia trotz vieler Bemühungen die Einsichtnahme in die Originalbelege.“
Die Forderung des MieterInnevereins Witten:
Der DMB-Präsident Lukas Siebenkotten stellt unmissverständlich klar:
„Für Versuche, sich mit Hinweisen auf das konzerneigene Compliance-System herauszureden und sich selbst als Opfer zu stilisieren, fehlt mir absolut das Verständnis. Stellen sich die Vorwürfe als wahr heraus, sind die Geschädigten in erster Linie die Mieterinnen und Mieter, auf deren Rücken sich die Mitarbeitenden bereichert haben. Diesen Skandal sollte die Konzernspitze in den Fokus rücken und mit allen Mitteln vergangenes Unrecht aufklären, Schäden erstatten und illegale Machenschaften in Zukunft verhindern. Dies gelingt aber nur mit maximaler Transparenz.“
Siehe auch diesen Artikel in der Wirtschaftswoche:
„Haben schon länger erwartet, dass die Staatsanwaltschaft mal genauer auf Vonovia guckt“