Cash is King – Vonovia und Co. verstehen

In den Jahren nach der Jahrhundertwende kaufte die globale Finanzindustrie etwa 1,2 Millionen ehemals gemeinnützige und staatliche Wohnungen in Deutschland auf. Gut 900.000 dieser Wohnungen landeten ab 2013 in börsennotierten Wohnungsunternehmen wie die Deutsche Annington, GAGFAH, Deutsche Wohnen, LEG und Co. In den Jahren nach 2013 ermöglichten niedrige Zinsen eine schnelle Konzentration innerhalb des Segments. Das Hauptprodukt dieses Prozesses, die Vonovia SE, schluckte einen «Konkurrenten» nach dem anderen und kontrolliert heute allein 485.000 Wohnungen in Deutschland.

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Vonovia: Noch mehr Miete für die Dividende

Folge 2 von «CASH IS KING – Vonovia und Co. verstehen». Eine Reihe bei der Rosa Luxemburg Stiftung.

Noch im März 2024 hatte die Vonovia wegen hoher Immobilienabwertungen öffentlich ein schlechtes Bild abgegeben. Pünktlich zur Hauptversammlung am 8. Mai 2024 versucht die Vonovia, das Bild zu korrigieren. Dabei spielt ihr in die Karten, dass ihr das Land Berlin mit einem Wohnungsrückkauf im Umfang von 700 Millionen Euro die gefährdete Liquidität sichert. Bereits im Laufe des Jahres 2024 will die Vonovia wieder mehr in gewinnsteigernde Modernisierungen investieren. Den Anlegern verspricht sie eine starke Erhöhung der Dividende. Dafür soll der Staat auf Beschränkungen der Mietererhöhungen verzichten.

ZUM ARTIKEL

Cash is King 01: Brennende Luftschlösser

Folge 1 von «CASH IS KING – Vonovia und Co. verstehen». Bei der Rosa Luxemburg Stftung.

Über zehn Jahre hinweg kannten die Immobilienwerte der Finanzanlagenindustrie nur eine Richtung: nämlich aufwärts. Dann kam Mitte 2022 die Zinswende. In der Folge mussten auch die großen börsennotierten Wohnungskonzerne ihre Immobilien in Deutschland um viele Milliarden abwerten. Schuldenfinanzierte Geschäftsmodelle, die auf baldige Realisierbarkeit der fiktiven Buchwerte gewettet haben, sind ins Schlingern geraten. Langfristig orientierte «Mietenabschöpfungsunternehmen» wie vor allem die Vonovia und die LEG setzen alle erdenklichen Hebel in Bewegung, um auch aus dieser Krise wiederum als Gewinner hervorzugehen. Es ist gut möglich, dass sie damit erst einmal Erfolg haben werden. Aber um welchen Preis?

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Vonovia und LEG Geschäftsberichte: Höhere Mieten für weniger Leistung

Am 11. März gab die LEG Immobilien SE starke Korrekturen am fiktiven Zeitwert ihrer Wohnungen bekannt. Am 15. März folgte die Vonovia SE. Laut ihrem Geschäftsbericht für 2023 muss der größte europäische Wohnungskonzern seinen Immobilienwert um 10,6 Mrd. Euro reduzieren. Das sind 14 Prozent des bisherigen Schätzwerts. Trotzdem malt der Konzern seine Zukunft in rosigen Farben. Die Manager versichern, die Hochzinsphase geschickt überbrücken zu können. Im Übrigen setzen sie auf weiter steigende Mieten und geringere Kosten.

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LEG-Halbjahresbericht:  Leistung runter – Mieten hoch!

Nach ihrem am 10. August 2023 vorgestellten Halbjahresbericht fuhr die LEG Immobilien SE einen bilanziellen Periodenverlust von gut 1 Milliarde Euro ein. Wie schon bei der Vonovia ist das vor allem auf erhebliche Abschreibungen an den Buchwerten der überbewerteten Immobilien zurückzuführen. Zugleich konnte auch die LEG die Mieten dank des Wohnungsmangels weiter steigern. Die Mietennahmen reichen aber auf Dauer nicht aus, die Folgekosten der in den nächsten Jahren auslaufenden günstigen Anleihen zu decken. Verkäufen, die zusätzlich Liquidität bringen sollten, konnten kaum realisiert werden. Die einzige positiv erscheinende Kennziffer ist neben den Mieterhöhungen der zum neuen Maß aller Dinge erklärte AFFO. Es handelt sich um eine kosmetische Operation, die eigentlich leidiglich ausdrückt, dass die LEG ihre Investitionen in Modernisierungen radikal gekürzt hat.

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Vonovia Halbjahresbericht 23:  Jahrelange Schuldenstory erwartet. Weitere Joint Ventures geplant.

|update| Im 1. Halbjahr 2023 musste die Vonovia von ihrem Immobilienwert 6,4 Mrd. Euro abschreiben. Zugleich setzt sich der Abwärtstrend in allen operativen Bereichen außer dem Vermietungsgeschäft fort. Der Vorstand hofft auf steigende Mieterhöhungen und konzentriert sich auf den Abbau von Schulden. Um das nötige Geld aufzutreiben, sollen für weitere Wohnungsbestände finanzielle Co-Investoren gefunden werden. Nachdem dieses Modell bereits in Baden-Württemberg umgesetzt wurde, soll als nächstes ein Anteil an einem großen norddeutschen Immobilienportfolio an Co-Investoren gehen. Auch Schweden steht weiterhin auf der Verkaufsliste. Hauptsorge des Managements ist es, dass sein Handlungsspielraum so klein werden könnte, dass es mit den Verkaufspreisen herunter gehen muss.

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Zur Lage der Vonovia bei der Hauptversammlung 2023

|Korrekturen 13.5.23| Die MieterInnen hatten bei der Vonovia und ihren Vorgängerorganisationen schon immer wenig zu lachen. Die AktionärInnen schon. Noch im letzten Jahr wurden über 45 % der Mieteinnahmen als Dividende ausgeschüttet. Trotzdem befindet sich der Aktienkurs weiter im Keller. In diesem Jahr soll nur noch etwa die Hälfe der Dividende gezahlt werden. Schaut man in den Quartalsbericht der Vonovia zum 31. März kommt man zu dem Schluss, dass auch das zu viel ist: Die Vermietung ausgenommen sanken die operativen Überschüsse (EBITDA) in allen Geschäftssegmenten. Der Gesamt-FFO sank um 17,8 %. Das hat es bei der Vonovia und ihren VorgängerInnen bislang noch nicht gegeben. Auch die Abwertung des Immobilienbestandes um 3,6 Mrd. € bedeutet eine Zäsur in der Entwicklung seit der Finanzkrise 2008/09.

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Zeitenwende bei der Vonovia?

|UPDATE 1.4.2023| Seit Jahren fordert die Plattform kritischer Immobilienaktionär*innen, dass die Vonovia die Dividenden reduziert und in gutes, bezahlbares Wohnen anstatt in spekulatives Wachstum investiert. Die jetzt vom Vonovia-Vorstand vorgeschlagene Halbierung der Dividendenausschüttung hat damit nichts zu tun. Sie dient der Herstellung von mehr „Kapitaldisziplin“ für die Rettung das bisherigen extraktiven Geschäftsmodells unter den Bedingungen einstweilen beendeter Expansion und erhöhter Zinsen.     

Tatsächlich setzt die Vonovia mehr denn je auf steigende Mieten und will die Investitionen in den Wohnungsbestand deutlich reduzieren. Die eingesparte Ausschüttung und Immobilienverkäufe sollen die erforderliche Liquidität für die anstehende Ablösung unbesicherter Anleihen beschaffen.

Die Reduktion der Dividende ist auch eine Konsequenz daraus, dass die im letzten Spätsommer als Krisenreaktion verkündeten Verkaufspläne bislang kaum umgesetzt werden konnten. Jetzt sollen „Kommunalisierungen“ an wohnungsnotgeplagte, sozialdemokratisch regierte Kommunen die Rettung bringen. Laut Aussagen von Vonovia-CEO Buch gibt es mit sieben Kommunen konkrete Verhandlungen. Auf Dauer erhofft sich die Vonovia mehr öffentliche Subventionen für den Klimaschutz. Im letzten Jahr konnte sie sich bereits einen Kredit der Europäischen Investitionsbank über 600 Millionen Euro sichern.

Das Überleben des finanzmarktorientierte Geschäftsmodell der Vonovia ist offenbar immer mehr auf das Nachschießen öffentlicher Gelder angewiesen. Wäre es da politisch nicht sinnvoller, den Konzern von der Börse zu nehmen und seine Immobilien und Produktionsmittel  – gegen eine Entschädigung weit unterhalb der labilen spekulativen Verkehrswerte – in die Gemeinwirtschaft zu überführen?

Eine Einschätzung zum Geschäftsbericht 2022 der Vonovia SE und zu der veröffentlichten Analystenpräsentation.

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Korruptions- & Betrugsverdacht bei Vonovia: Mieterorganisationen fordern Transparenz

Für Mieterorganisationen kommen die staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Vonovia-Mitarbeiter nicht überraschend. Seit vielen Jahren kritisieren sie, dass die Modernisierungs- und Betriebskostenabrechnungen der Vonovia nicht richtig belegt werden, dass die Vonovia nur selbstgestrickte Rechnungen und Zahlungsnachweise vorlegt, dass zum Teil nur „Phantomleistungen“ erbracht wurden. Die Plattform kritischer Immobilienaktionär*innen wird das Thema auch bei der kommenden Hauptversammlung der Vonovia aufgreifen.

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