AUF ZUM PROTEST GEGEN VONOVIA, LEG & Co.!

Am 29.4.2022 findet die virtuelle Hauptversammlung der Vonovia SE, des größten Vermieters in Europa statt. Die  Plattform der kritischen ImmobilienaktionärInnen unterstützt die Versammlungen,  die aus diesem Anlass am und um den 23. April in Bochum geplant sind.

Bei ihrer Hauptversammlung wird die Vonovia nicht nur ihre neuen Gewinnzahlen präsentieren  und gestiegene Dividendenausschüttungen an die Aktionär*innen absegnen. Es ist auch zu erwarten, dass  Vonovia-Boss Buch wieder sein Blendwerk über den angeblich sozialen und ökologischen Charakter des Finanzkonzerns zünden wird. 

Abschöpfung von Mieten

 
Tatsächlich werden immer höhere private Renditen auf Kosten der Mietenden und der Beschäftigten  abgeschöpft. Im Jahre 2021 schüttete die Vonovia 38 Prozent der Mieteinnahmen des Vorjahres (bereinigt) als Dividenden an die AktionärInnen aus. Nur 27 Prozent der Einnahmen wurden für die Kosten der laufenden Bewirtschaftung inkl. Instandhaltung benötigt. Ermöglich werden diese hohen Überschüsse durch niedrige Zinsen, automatisierte Geschäftsabläufe, Massenfertigung und Dumpinglöhne auf der einen Seite, stetig steigende Mieten auf der anderen Seite. 
Die durchschnittlichen Mietsteigerungen der Vonovia liegen seit Jahren über dem Bundesdurchschnitt. Die angeblich klimaschützenden Modernisierungen führen zu Mietensprüngen von bis zu über 40 Prozent. Die Neuvermietungsmieten liegen zum Teil mehr als 50 Prozent über örtlichen Mietspiegel. In Städten mit relevantem Wohnungsbestand gehört die Vonovia zu den wesentlichen Antreibern der Vergleichsmieten, die von allen bezahlt werden müssen.
 
Neben den Grundmieten sind auch die Nebenkostenabrechnungen längst zu einer Renditequelle der Vonovia geworden. Mittels Konstruktion von Tochtergesellschaften gibt sie Rechnungen, die sie an sich selbst ausstellt, als tatsächliche Kosten für Serviceleistungen, Energie und Modernisierungsmaßnahmen aus und wälzt sie auf die Mieter*innen ab. Die jährlichen Zusatzgewinne aus diesen intrasparenten und überhöhten Abrechnungen belaufen sich auf über 160 Mio. Euro. 
Um den AktionärInnen steigende Dividenden zu garantieren, setzt die Vonovia zudem auf eine aggressive Expansion. Im letzten Jahr schluckte sie die Deutsche Wohnen, davor waren es zahlreiche andere Firmen im In- und Ausland. Ihre Rendite-Methoden überträgt die Vonovia auf diese Neuerwerbungen. Die Folgen bleiben nichts aus. In Schweden wurde der dortige Vonovia-Ableger 2021 zum schlimmsten Vermieter des Landes gewählt. Die Durchführung überfälliger Sanierungen wird zur Verdrängung einkommensarmer MieterInnen genutzt. Der Konzern untergräbt die schwedische Mietenregulation.

Social und Greenwashing

Während all das grenzübergreifend zu hunderttausendfachem Mieterärger und zahlreichen kritischen Medienberichten führt, bemüht sich die Vonovia mit großer Energie und Chuzpe um ein positives Bild in der Öffentlichkeit und bei Politiker*innen. Mit Schein- und Kleinzugeständnissen an die Mieter*innen gibt sie sich als sozialer Vermieter aus. In einigen Großstädten täuscht sie die Vereinbarung unterdurchschnittlicher Mieterhöhungen vor. Mit einzelnen Leuchtturmprojekten stellt sie sich als innovativer Klimaschützer dar. Mit nicht überprüfbaren Nachhaltigkeitsberichten und inhaltsleeren Kennziffern bietet sie sich den Kapitalmärkten als ethische Anlagemöglichkeit an.
   
Dieses Social und Greenwashing wird nicht zuletzt dazu genutzt, den Einfluss auf die politischen Entscheidungen zu erhöhen. Vonovia-Chef Buch sitzt in zahlreichen Gremien. In den Medien führt er sich auf, als sei er bereits der eigentliche Wohnungsminister. Alle paar Wochen versucht er mit neuen, scheinbar progressiven Vorschlägen Aufmerksamkeit zu erzeugen und Nebelkerzen zu werfen. Diese Aktivitäten bleiben nicht ohne Wirkung. Die Übernahme der Deutsche Wohnen wurde in Berlin bereits mit freundlicher Unterstützung von Teilen der SPD erreicht.

Spätefogen des Ausverkaufs

 
Bei all dem ist die Vonovia zwar der mit Abstand größte Akteur, aber beileibe nicht der einzige. Die Nummer 2 der börsennotierten Wohnungskonzerne, die LEG Immobilien AG, kopiert das Modell der Vonovia nahezu eins zu eins. Weitere Wohnungskonzerne wie Grand City, TAG, Covivio …  sind vielleicht nicht so gut durchorganisiert oder wirtschaftliche erfolgreich wie die Vonovia, im Einzelfall aber noch unangenehmer. Etliche Immobilien-Fonds zeichnen sich vor allem durch Abwesenheit als Vermeiter und Unterlassung von Reparaturen aus. Andere machen genau das Gegenteil und vertreiben die MieterInnen mit Luxusmodernisierung. 
 
Die wesentliche Ursache dieser Situation besteht darin, dass das Sozialgut Wohnung in den letzten Jahrzehnten in eine Finanzanlage für transnationale Kapitalmärkte verwandelt wurde. Und das wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht zahlreiche öffentliche und werksverbundene Wohnungsunternehmen privatisiert worden wären. Heute werden schätzungsweise über 1,2 Mio. Wohnungen in  Deutschland direkt von Finanzinvestoren kontrolliert, in NRW sind es mindestens 300.000.
                     
Gegen diese Entwicklung und ihre Auswüchse wird am Freitag, dem 23. April 2022 in Bochum protestierert. Ab 12:30 Uhr soll vom Hauptbahnhof eine möglichst vielstimmige und bunte Demonstration zur Hauptverwaltung der Vonovia an der Universitätsstraße 133 ziehen.