Vonovia auf dem Weg zur Digitalplattform? „MIETER-APP“ bietet keine Transparenz!

Bei der heutigen Hauptversammlung der Vonovia hat deren Chef Buch eingestanden, dass es aufgrund der aktuellen Lage auf den Kapitalmärkten erhebliche Schwierigkeiten gebe, das bisherige Expansionsmodell fortzusetzen. Statt durch Übernahmen soll die Vonovia nun durch Ausbau der digitalisierten Bewirtschaftungspattform wachsen. Die berüchtigte Abschöpfung von Neben- und Modernisierungskosten mittels konzerninterner Rechnungs-Konstruktionen soll auf die Deutsche Wohnen übertragen werden. Offenbar gibt es auch Überlegungen, den Wohnungsbestand für Direktbeteiligungen von Finanzinvestoren zu öffnen. Vonovia könnte sich dann auf die Bewirtschaftung der Immobilien anderer Anleger beschränken.  Große Potentiale sieht Buch in der Verlagerung der Verwaltung auf automatisierte Verfahren wie der Mieter-App.

In all dem lauert erhebliches zukünftiges Konfliktpotential. Das bundesweite VoNO!via-MieterInnenbündnis hat bereits der Aussage von Vonovia-CEO Rolf Buch widersprochen, die von der Vermieterin eingeführte Kunden-App stelle die Nebenkostenabrechnung transparent dar. Es könnte zu einem weiteren Rückzug der Vonovia aus der persönlichen Wohnungsbetreuung kommen. Steht uns eine vollautomatisierter Vermietungskonzern bevor?

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In seiner heutigen Rede bei der Hauptversammlung der Vonovia SE äußert laut Rede-Manuskript CEO Rolf Buch:

„Als Mieterinnen und Mieter mit unseren Abrechnungen und unserem Service nicht zufrieden waren, haben wir massiv in unsere Kundenbeziehungen investiert. Wir haben den Kundenservice digitalisiert und eine Kunden-App entwickelt. Diese stellt die Nebenkostenabrechnung transparent dar. (…) Über unsere App läuft ein Großteil der Kundenkommunikation. Abrechnungen, Fehlermeldungen, Einsicht in Verträge. Wir schaffen pragmatisch Transparenz. Das bedeutet viel weniger Verwaltung. Und wir sind präsenter bei den Kundinnen und Kunden. Diese werden von Jahr zu Jahr zufriedener.”

Das bundesweite  VoNO!via-MieterInnenbündnis kann diese Aussagen nicht bestätigen.

  1. Die MieterInnen sind nach wie vor unzufrieden.
  2. In der Kunden-App finden sich nur Rechnungen zu den Betriebskosten. Transparenz nach BGH (VIII ZR 38/11, VIII ZR 189/17 und VIII ZR 118/19)  würde aber Rechnungen, Verträge und Zahlungsnachweise umfassen. Ein Zahlungsnachweis ist ein Beleg eines schuldbefreienden Zahlungseingangs  beim Rechnungssteller, der vom Rech­nungsempfänger veranlasst wurde.
  3. Einsicht in Verträge wird gerade nicht gewährt. Weder bei Betriebskosten noch bei Modernisierungsmieterhöhungen.  Auf Versuch einer Einsichtnahme in die Originale in der Hautverwaltung reagierte die Vonovia mit Hausverboten und der Abwehr der beauftragten Personen.
  4. Stattdessen werden auf Forderung nach Belegeinsicht unvollständige und häufig nicht zum Mietobjekt gehörende Belege auf einseitig bedrucktem Papier als Paket versandt. Ein „großartiger Beitrag“ zum Umweltschutz!