Hauptversammlung der Vonovia 2025: Kritische Aktionär*innen gegen Milliardendividende

Der Vorstand der Vonovia schlägt der Hauptversammlung am 28.5.2025 eine Dividendenausschüttung in Höhe von 1,22 Euro je Aktie vor – insgesamt über eine Milliarde Euro. Nach Berechnungen der Plattform kritischer Immobilienaktionär*innen entspricht dies 29 Prozent der bereinigten Mieteinnahmen des Jahres 2024. Gegen die (hohe) Ausschüttung richten sich Gegenträge kritischer Aktionär*innen.

Zur Beschlussfassung über die Verwendung des Bilanzgewinns (TOP 2)

Knut Unger, Plattform kritischer Immobilienaktionär*innen 

Der Beschlussvorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat zur Ausschüttung einer Dividende in Höhe von mehr als 1 Milliarde Euro wird abgelehnt.  Stattdessen soll eine Dividende in Höhe von 100 Mio. Euro ausgeschüttet werden. Der Rest des Bilanzgewinns, 1 Mrd. Euro, soll in die Gewinnrücklage eingestellt werden, um überhöhte Mieten abzusenken, Instandhaltungen, energetische Erneuerungen und sozialen Neubau zu finanzieren.

Begründung:

Der Gewinnverwendungsvorschlag des Vorstandes beträgt 122% des gezeichneten Kapitals der Vonovia SE. Bei Wohnungsgenossenschaften, wie früher in der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft generell, beträgt die Dividendenausschüttung maximal 4 % der Geschäftsanteile. Unser Vorschlag billigt den AktionärInnen der Vonovia SE immer noch mehr als das Dreifache zu.

Die unangemessen hohen Dividendenvorschläge des Vorstandes sind mit einem ethischen Investment in Mietwohnimmobilien nicht vereinbar. Sie bedeuten, dass die Mieter der Vonovia von jedem Euro Miete desletzten Jahres 29 Cent an die Aktionäre zahlen (bereinigt um das Nichtvermietungsgeschäft). Um die Ausschüttungen zu decken, nimmt der Vorstand ständig – zum Teil rechtlich unbegründete – Mieterhöhungen vor, verlangt überhöhte Neuvertragsmieten und überzogene, intransparente Nebenkosten, vernachlässigt den Wohnungsbestand und das Management der Baustellen.

Unser Vorschlag zur Begrenzung der Dividendenausschüttung soll dazu beitragen, diese Missstände zu beenden. Er begrenzt die Abschöpfung der Mieten für die Gewinnausschöpfung auf knapp 3 Cent pro Euro Miete. Der Rest des Bilanzgewinns – 1 Mrd. Euro – steht zur Verfügung für

  • den Verzicht auf unrechtmäßigen Mieterhöhungsbeträge in Berlin und anderswo,
  • die Erstattung überhöhter Neuvertragsmieten,
  • die Rückzahlung nicht belegter Nebenkosten an die Mieter,
  • die warmmietenneutrale energetische und soziale Erneuerung der Wohnquartiere,
  • verlässliche Vertragsbeziehungen mit professionellen Auftragnehmern,
  • den Verzicht auf die Erfindung immer neuer Renditequellen,
  • bezahlbaren Wohnungsneubau mit dauerhaften Sozialbindungen.

Wohnen ist ein menschliches Grundbedürfnis und weltweit anerkanntes Menschenrecht. Wohnungsunternehmen sind verpflichtet, dieses Recht zu beachten. Nach Artikel 14 Grundgesetz soll der Gebrauch des Eigentums zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. Im Falle eines Wohnungsunternehmens bedeutet dies, daß der Gebrauch des Immobilieneigentums neben dem Eigennutz einer angemessenen Rendite dem Gemeinnutz einer möglichst klimaneutralen Versorgung breiter Schichten der Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum dienen muss. Wohnungsunternehmen, die diese Anforderung nicht erfüllen, weil sie vornehmlich privaten Renditeinteressen dienen, handeln nicht gemeinwohlverträglich. Sie müssen sich zu einer gemeinwohlorientierten Geschäftspolitik umorientieren. Andernfalls führt kein Weg an einer Vergesellschaftung nach Artikel 15 GG vorbei.

 


Hana Obser, Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und
Aktionäre e.V.
Der Dachverband der Kritischen Aktionär:innen beantragt, die von Vorstand und Aufsichtsrat vorgeschlagene Verwendung des Bilanzgewinns abzulehnen.
Begründung:
Die geplante Ausschüttung einer Dividende von 1,22 € je Aktie steht im Widerspruch zur angespannten Lage vieler Mieter:innen und den Herausforderungen der Klimakrise.
Angesichts der Verleihung des Goldenen Geiers durch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) an Vonovia für die „dreisteste Umweltlüge“ 2025 erscheint eine solche Ausschüttung unangemessen. Stattdessen sollte die finanzielle Kraft des Unternehmens für dringend notwendige Investitionen in sozialökologische Maßnahmen genutzt werden.
Transparenz bei Betriebs- und Heizkosten: Der Geschäftsbericht zeigt deutlich, dass die Betriebskosten erneut gestiegen sind, was in erster Linie auf höhere Heizkosten zurückzuführen ist. Mieterinitiativen kritisieren die mangelnde Nachvollziehbarkeit der Kosten und die Intransparenz bei der Verteilung der Betriebskosten auf die Mieter:innen. Angesichts der anhaltenden Energiekrise sollte Vonovia den Bilanzgewinn nutzen, um in klimafreundliche Heizsysteme und transparente Abrechnungssysteme zu investieren, anstatt Dividenden auszuschütten.
Value-Add-Geschäftsmodell: Das sogenannte Value Add Segment, das Zusatzdienstleistungen wie Multimedia, Handwerksdienste und Energielieferungen bündelt,
generiert erhebliche Gewinne – dies jedoch auch gerne auf Kosten der Mieter:innen , zum Beispiel durch unklare Vertragskonstruktionen und Intransparenz. Statt die Gewinne in Dividenden auszuschütten, sollte Vonovia ein Preisdeckelungssystem für Value Add-
Dienstleistungen einführen und die Abrechnungsmethoden überprüfen.
Stattdessen fordert der Dachverband, dass der Bilanzgewinn vollständig einbehalten wird und in ein Nachhaltigkeits- und Sozialbudget überführt, das insbesondere Maßnahmen zur Heizkostenreduktion, Transparenz bei den Betriebskosten sowie die Entwicklung sozial
verträglicher Value Add-Dienstleistungen finanziert.

Günter Wolff, Hamburg
Die ordentliche Hauptversammlung der Vonovia SE möge beschließen, dass der Bilanzgewinn des Geschäftsjahres 2024 zur Hälfte  in die Instandsetzung des Gebäudebestandes investiert wird.
Begründung:
Im Jahr 2024 wurden für Aufwendungen der Instandhaltung  470,5 Mio Euro ausgegeben. Es besteht aber die Notwendigkeit in den Gebäudebestand im Rahmen des Gebäudeerhalts zusätzlich die Hälfte des Bilanzgewinns zu Investieren. Der Bilanzgewinn ist von 750 Mio. in 2023 auf 1100 Mio Euro in 2024 angestiegen. Aber die Aufwendungen für die Instandhaltung sind nur um 10,4 % gestiegen.
ls Beispiel gebe ich die Großstadtsiedlung Hamburg Steilshoop an, in der die Vonovia 2050 Wohnungen hat. Bei ca. 500 Wohnungen in zwei Wohnringen wurden seit über 20 Jahren keine Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt. 
In die Instandhaltung der Plattenbausiedlung aus den 70 er Jahren haben die Eigentümer nur die Notwendigen Mittel investiert. 
Der Schimmelbefall und die Durchfeuchtung in den Wohnungen ist den Mietern nicht mehr zumutbar. Es gibt undichte Fenster und die Bausubstanz z.B. der Balkone bröckelt. Zwei Parkpaletten sind seit vielen Jahren wegen Baufälligkeit geschlossen und es können keine Stellplätze an KFZ Halter vermietet werden.
Die Instandhaltung des Gebäudebestandes liegt in der Verantwortung der VONOVIA gegenüber ihren Mietern.