Kritische Aktionär*innen gegen die Entlastung des Vonovia-Vorstandes
Bei der Hauptversammlung der Vonovia am 28. Mai 2025 werfen kritische Aktionär*innen dem Konzernvorstand schwerwiegende Versäumnisse in der Klimastrategie, systematische Mietentreiberei, finanzielle Überlastungen der Wohnungssubstanz und mangelnde Transparenz vor. Dem zum Jahresende ausscheidenden Vorstandsvorsitzenden Rolf Buch wird vorgeworfen, für die immer stärkere Beschuldung der Wohnungen, Missmanegement an den Baustellen und immense Mietsteigerungen mit verantwortlich zu sein.
Zur Beschlussfassung über die Entlastung des Vorstands für das Geschäftsjahr 2024 (TOP 3)
Hana Obser, Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V
„Der Dachverband der Kritischen Aktionär:innen beantragt, den Mitgliedern des Vorstands
die Entlastung zu verweigern.
Begründung
Die Entlastung des Vorstands kann nicht gewährt werden, da das Management in zentralen Bereichen gegen grundlegende ESG-Prinzipien verstoßen hat:
Klima / ESG / Nachhaltigkeit / Lieferketten: Der Geschäftsbericht verspricht eine Reduktion der Treibhausgasemissionen, jedoch fehlen konkrete Zwischenziele und Kontrollmechanismen für die Jahre bis 2030. Darüber hinaus bleibt unklar, wie die Lieferketten des Unternehmens in die Klimastrategie einbezogen werden sollen. Angesichts der Tatsache, dass Vonovia jährlich massive Bau- und Modernisierungsprojekte durchführt, ist eine lückenlose Überwachung der Lieferketten-Emissionen (Scope 3) unverzichtbar. Der Vorstand muss einen detaillierten Klima-Fortschrittsbericht vorlegen, der überprüfbare Meilensteine enthält.
Steuervermeidung und öffentliche Subventionen: Im Jahr 2024 wurden erneut erhebliche steuerliche Vorteile und staatliche Subventionen in Anspruch genommen, ohne dass eine transparente Berichterstattung über deren Verwendung vorliegt. Der Vorstand muss offenlegen, wie öffentliche Mittel verwendet werden und wie diese mit den Nachhaltigkeitszielen verknüpft sind. Die Entlastung wird verweigert, bis ein Transparenzbericht über Steuerpraktiken und Subventionsnutzung vorgelegt wird.
Lobbyarbeit und wohnungspolitische Einflussnahme: Vonovia engagiert sich aktiv in wohnungspolitischen Verbänden und Lobbyorganisationen, um regulatorische
Rahmenbedingungen zu beeinflussen. Dies steht im Widerspruch zu den Interessen der Mieter:innen, die steigende Mieten und unzureichende Modernisierungen beklagen. Die
intensive Lobbyarbeit der Vonovia, einschließlich zahlreicher Treffen mit politischen Entscheidungsträgern, wirft Fragen hinsichtlich der Transparenz und der Ausgewogenheit
der Interessenvertretung auf. Zwar listet das offizielle Lobbyregister der Vonovia SE weitgehendst ihre Aktivitäten auf, jedoch häufig beschönigt und unter Außerachtlassung tendenziell problematischer Aspekte. Der Vorstand muss offenlegen, welche genauen Mittel für Lobbyarbeit aufgewendet wurden und welche Positionen vertreten werden.
Der Vorstand soll nicht entlastet werden. Stattdessen fordert der Dachverband ein Nachhaltigkeits- und Transparenzplan, der folgende Punkte beinhaltet:
– Quartalsweise Berichterstattung zu Klimazielen und Lieferkettenüberwachung.
– Eine vollständige Offenlegung der Steuer- und Subventionsstrategien.
– Detaillierter Bericht über Lobbyaktivitäten und wohnungspolitische Einflussnahme.
Knut Unger, Plattform krtischer Immobilienaktionär*innen
Die Entlastung wird abgelehnt.
Begründung
Auch im 13. Jahr der Ära Buch ist die Vonovia einem ethischen Investment nicht nähergekommen.
- In Berlin, Dortmund und vielen anderen Städten berechnet die Vonovia bei Mieterhöhungen Aufschläge, die in den Mietspiegeln nicht vorgesehen sind. Trotz Gerichtsurteilen hält sie an ihrer rechtswidrigen Praxis fest. In Berlin ist die Vonovia deshalb sogar vom Bausenator aus dem „Bündnis für bezahlbares Wohnen“ ausgeschlossen worden.
- In zahlreichen Städten ohne Mietpreisbremse verlangt die Vonovia für leergezogene Wohnungen Mieten, die mehr als 20 %, manchmal sogar mehr als 40 % oder 50 % über den Mittelwerten der lokalen Mietspiegel liegen. Deshalb und aufgrund ihres quantitativen Anteils gehört die Vonovia in manchen Städten zu den Mietpreistreibern Nummer 1.
- Bundesweit belastet die Vonovia die Mietenden mit Nebenkostenforderungen, deren Richtigkeit sie nicht belegt. In zahlreichen Fällen handelt es sich bei den zu Grunde gelegten Rechnungen und unzulässige Eigenbelege des einheitlichen Vermietungskonzerns, in denen sich u.a. nicht umlagefähige Gewinne verstecken, zum Beispiel bei den Objektbetreuern oder bei der Gartenpflege. Niemals belegt die Vonovia tatsächliche Zahlungen. Sie hat es auch versäumt, die Mieter von hohen Wärmekosten freizuhalten, die aufgrund unwirksamer Preisgleitklauseln zu Stande kamen.
- In Witten konnte die Vonovia auch zwei Jahre nach Baubeginn ein „Energiesprong-Projekt“ nicht abschließen, welches sie öffentlich als Beispiel für den Klimaschutz anpreist. Duch ein chaotisches Management wurden immer wieder die Auftragnehmer gewechselt, es kam zu zahlreichen Pannen und Verzögerungen. Trotz starker Belastungen und langanhaltender Wohnungsmängel will die Vonovia die entsprechenden Mietminderungen nicht akzeptieren. Die Wohnungen sind durch die Maßnahme stark verdunkelt und haben ihre Balkone verloren.
- Für besonders viel Unmut unter den Mietenden führt der bundesweite Einbau von sogenannten Multi-Sensor-Plus-Rauchmeldern, die dafür konstruiert wurden, Raumklimadaten der Mieter zu erfassen. Inzwischen musste die Vonovia nachgeben und will die Datenerfassungsfunktionen bei fehlender Zustimmung des Mieters abschalten. Gleichwohl stattet der Konzern seine Wohnungen in großem Umfang mit den Geräten aus, die grundsätzlich eine Erfassung des persönlichen Verhaltens ermöglichen. In den Modernisierungserhöhungen werden über 130 Euro pro Gerät berechnet. Ein guter üblicher Rauchmelder würde maximal 20 Euro kosten.
Dies sind aktuelle Beispiele eines Geschäftsmodells, das bereits mit der Übernahme ehemals gemeinnütziger Wohnungen und der Gründung der Deutschen Annington durch Private Equity Fonds begann. Es war der Job von Rolf Buch, die Deutsche Annington an die Börse und durch schuldenfinanzierte Übernahme der Konkurrenten zu ihrem jetzigen Umfang zu führen. Auf diesem Wege wurden die Mieten stark erhöht und die Verschuldung pro Wohnung wurde vervielfacht. Hohe Anteile der Mieten flossen an die Aktionäre. Die soziale Wohnraumversorgung in Deutschland beschädigt. Wir wünschen Herrn Buch viel Freude mit seinem in diesen Jahren von den Mietern abgeschöpften Vermögen.